Im Rahmen eines Auftrages für eine Themenausstellung in 2025 besuchte ich im November 2024 wieder das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. Diesmal mit freundlicher Begleitung durch die netten Mitarbeiter des Museums konnte ich zudem einen Rundgang durch das Archiv des schweren Gerätes erleben, der sonst für das normale Publikum nicht zugänglich ist.
Beginnen wir mit einem kleinen Rundgang auf dem Außengelände des Hauptmuseums. Hier sind bekannte Fahrzeuge und Flugzeuge der Bundeswehr, oder aus Ex-NVA-Beständen frei zugänglich, die man bei entsprechendem Tageslicht schön einfangen kann.
Aber auch klassisches Großgerät der NVA, wie dieses Schnellboot ist hier den harten Allwetterbedingungen ausgesetzt.
Eine besondere Außenausstellung befindet sich rechts vom Hauptgebäude mit viel Ex-NVA-Geräten, wie hier dem Mil-Mi24 Hind, hier sogar mit BW-Kennzeichung. Wie auch Gatow leiden sie unter Witterung und dem Personalmangel in der Restauration. Hier fehlt der Schraubernachwuchs und wertvolles Fachwissen geht so Jahr für Jahr verloren.
Bevor es in das Großgerätearchiv ging, besuchte ich noch schnell im Hauptgebäude die Sonderausstellung "Krieg und Frieden unter Merkel" aus 2023, zu der ich ein Modell eines Dingo in Afghanistan zusteuerte (vielen Dank an die Kuratorin für die Nennung des Urhebers).
Auch wenn ich etwas übermüdet war, wie man an der Selbstaufnahme sieht, habe ich die zwei Stunden im Archiv mit meinem Projektleiter sehr genossen, ein paar der Exponate stelle ich einmal hier vor.
In der zweiten Halle des Archives wartet die Plastik-Replika des Tiger VI aus Munster auf seinen Einsatz in der Ausstellung 2025. Hier lieferte ich das entsprechende 1:35-Modell.
Neben schweren Fahrzeugen aus BW- und NVA-Beständen sind auch einige der im Besitz des MHM Dresden befindlichen Flugzeuge unter dem Hallendach gelandet. Hier eine F104G, von denen derzeit zwei im Museum zu finden sind.
Zu jedem Exponat im Archiv gibt es interessante Hintergrundgeschichten, wie hier zu der Mig 21, die angeblich Hartmut Jähn geflogen haben soll, der erste Astronaut der DDR.
Mit im Archiv ein Flakpanzer Gepard Version A2, dieser wurde für PR Zwecke beim Dienstabschied in Geparden-Muster gespritzt. Er ist fahrbereit mit Zulassung.
Im Archiv parken die großen Fahrzeuge dichgedrängt, vielleicht kommt einmal wieder eine wirkliche Ausstellung für Großgerät, die einem breiten Publikum den Zugang zu diesen Schätzen ermöglicht. Hier eine Bundeswehr M2 Amphibie, die heute in diesem guten Zustand ein Vermögen wert ist.
Der gut restaurierte Krupp-Mörser aus dem WW1 ist ein wahres Monster im Archiv, es ist beindruckend vor dem Original zu stehen, zeugt es doch von technischen Gewalten, mit dem Menschen hier konfrontiert wurden.
Auch eine 18tonner-Famo wartet hier auf ein entgültige Restaurierung, wobei es sich hier wahrscheinlich um ein Nachkriegsfahrzeug aus Tchechien handelt mit seltsamen Laufrollen und Aufbau.
Dazu schlummert im Archiv viel NVA Großgerät, wie hier ein Pontonladefahrzeug auf Schützenpanzerbasis.
Still und leise steht ein Sherman M1 in der letzten Reihe, sehr schön restauriert, man könnte meinen, man kann ihn gleich mal starten.
In Halle 2 des Archives steht noch der Leopard-Prototyp der ersten Entwicklungsphase, eine echte Rarität und Einzelstück mit Gussturm und den sehr frühen Applikationen. Ein sehr interessanter Einblick, wenn man die Serienfahrzeuge dazu vergleicht.
Auch interessante Bodenfunde warten hier auf Wiederentdeckung, wie hier ein Pantherturm.
Fazit; es lohnt sich nach wie vor das MHM Dresden zu besuchen. Dazu braucht man wirklich ein Tag und Ruhe alles entdecken. Und man kann nur hoffen, das der Plan, auch das Großgerät wieder in einer Ausstellung zu zeigen, in Erfüllung geht. Ich wünsche erstmal der MHM Dresden Mannschaft viel Erfolg bei ihrer neuen Ausstellung in 2025. Hier werde ich dann im nächsten Jahr darüber berichten. Und Dank gilt den Mitarbeitern für den Rundgang durch die Archivhalle!
Beispielhaft für das Außengelände hier das Patriot-Flugabwehrsystem in Feuerstellung aufgebaut. Für mich in guter Erinnerung aus der Depotinstandsetzung am Niederreihn.
Wer um das Hauptgebäude herumwandert entdeckt dann so Raritäten, wie den 2x 105mm-KpfPz-Prototypen der Bundeswehr aus den 80er-Jahren, der von Munster wieder nach Dresden zurückgekommen ist. Heute ohne Motor und fahruntauglich. Glück gehabt, am nächsten Tag kam der Tieflader...
Es lohnt sich also auch für das Außengelände ein Stündchen Zeit zu nehmen, alle Exponate dazu in der Bildergalerie.
Zur Sonderausstellung, bzw. im Video in 2023 zu sehen, ist das Dingo-Wrack jetzt im Großgerätearchiv (zu schwer für die 2.Etage!).
Das Highlight in der Archivhalle ist sicher die V1 auf einem Katapultteilstück, zusammen mit dem Katapultbolzen und vielen Einzelteilen. Das Rampenstück ist noch völlig unrestauriert, was ihm aber eine authentischen Charakter verleiht. Diese V1 ist mit dem seltenen, spitzen Gefechtskopf ausgestattet.
Ein Teil der Archivgeräte, wie hier ein UE-Schlepper in Wehrmachtsdiensten mit dem 28cm Werfersatz ist perfekt restauriert. Natürlich sind nur wenige Exponate fahrbereit. Die in der Restauration befindlichen Fahrzeuge sind derzeit im Depot, und dort nicht zugänglich.
Bei manch einem Archivobjekt bin ich froh, eine fachkundige Begleitung zu haben, wie hier für die Kommandobrücke eines NVA-Schnellbootes.
Zwischen den bekannten Fahrzeuge schlummert so manches unscheinbares Schätzchen. Eine Beschussplatte der Heeresversuchsansalt aus Kummersdorf mit 40cm Stahldicke zeugt von Beschussversuchen.
Auch ein paar Klassiker der Allierten WW2-Streitkräfte, wie Sherman A1, T-34 oder hier ein britischer Comet stehen auf einmal vor einem, ein aufregender Moment, bei diesen Schätzen.
Dazwischen scheinbar unscheinbare Exponate, die aber eine interessante Geschichte beinhalten: hier ein gefundenes Kinderkarussel - als Drehsockel ein Lafette einer Flak 36 aus WW2-Zeiten. Kurios!
Wer hinter den geparkten Fahrzeugen auf Entdeckungsreise geht, findet weitere Raritäten, wie hier ein Jagdpanzer 38T Hetzer (backdated von einem schweizer Hetzer - Mündungsbremse entfernt etc.)
In gutem Zustand zeigt sich der Bundeswehr M47 aus den Anfängen der Panzertruppe mit originaler Persenning.
Mit originaler Patina und unrestauriert wartet hier ein Renault-Schlepper aus Wehrmachtsbeständen auf bessere Zeiten. Er hat einen geschweißten Aufbau auf dem Heck, womöglich einer der Luftwaffen-Umbauten im besetzten Frankreich.
Schier unglaubliche Relikte, wie hier eine Parade von Schiffsgranaten aus dem WW1, wie sie auf den deutschen Schlachtkreuzern genutzt wurden, hier bis Kaliber 38cm.
Man muss genau hinschauen, um alle diese Schätze zu entdecken. U.a. wie hier T-34 Türme der frühen Versionen mit 75mm-Kanone und der Micky-Mouse-Turmluken, ungefähr Jahrgang 1942.
Weiterhin sind viele deutsche WW2 Marine-Exponate vorhanden, u.a. hier die Kleinst-U-Boote Molch und Seehund und dazu sehr schöne Marine-Geschütze, wie auch ein U-Boot 88mm-Geschütz, dicht gedrängt, wie schade.
Mitten im Archiv steht wirklich ein Ex-NVA-Küstenraketensystem "Rubesch", das sogar dank einer Ex-NVA-Mannschaft voll betriebsfähig erhalten wird. Wenn man zuerst das Modell gebaut hat und dann vor dem riesigen Original steht, ist man nur sprachlos.