Der Marinestab Cuxhaven meldet im Kriegstagebuch für den 21.März 1940:

„...00:22 (Uhr) Flugzeug gibt nördl. Scheinwerfer 4 in Lichtkegel ES. Beim Überfliegen der Scheinwerferstellung ist am Geräusch zu erkennen, daß die Maschine nur mit einem Motor fliegt. Nach einem Kreis über der Stellung setzt die Maschine offensichtlich zur Notlandung an. Der Scheinwerferführer legt den Lichtkegel vor die Maschine auf das Watt und ermöglicht so eine glatte Landung. Die Scheinwerferbedienung hilft der Flugzeugbesatzung beim Ausbauen der Apparate und veranlaßt Abholung eines Toten. Flugzeug wird durch Zugmaschine des Fliegerhorstes Nordholz und der Kraftfahrkompanie auf den Strand gezogen. Bergungsarbeiten sind 04,56 beendet...“

23. März. (P. K.) Das bei dem erfolgreichen Vorstoß der deutschen Luftwaffe gegen Scapa Flow zunächst als vermisst angegebene Flugzeug ist, wie schon mitgeteilt, zurückgekehrt und hat die Versenkung eines weiteren Dampfers aus dem Geleitzug mit 6000 Tonnen gemeldet. Jetzt sitzen die Männer der Flugzeugbesatzung in einem Fliegerhorst, der eine mit einer durchschossenen Mütze, der andere mit durchschossenen Stiefeln und erzählen:

'Wir erhielten Befehl zum Start nach der englischen Küste mit der Aufgabe, einen englischen Geleitzug anzugreifen. Begeistert von der bevorstehenden Arbeit, kletterten wir gegen 15 Uhr in unsere Kiste. Gleichmäßig brummen die Motoren, Kurs: Scapa Flow! …Wir fliegen den Geleitzug an. Die rechts außen fahrende Schiffe sind absprachegemäß für uns „reserviert“. …Der Beobachter zieht am Bombenabzug. Zwei Bomben sausen in die Tiefe, schlagen steuerbord und backbord auf dem Schiff ein und ein Blick überzeugt davon – es genügt. Plötzlich klickert und knattert es in der ganzen Kiste: Der Tommy! Einer links, einer rechts, zwei von hinten. Alle Rohre der Spitfire Maschinen feuern. Überall knistert und splittert es. Wir haben hinterher eine Anzahl von Einschlägen festgestellt. ...da aber dachten wir, jetzt bloß raus. Die einzige Möglichkeit der Rettung ist die Wolkendecke. 300 Meter höher.

Steil zieht der Flugzeugführer die Maschine hoch. Der Bordfunker, der das Heckmaschinengewehr bedient, sinkt vorn über, Kopfschuß. ...Mit verbissenem Gesicht starrt der Flugzeugführer auf das Kühlwasserthermometer des rechten Motors: 120 Grad! ...Noch einige Sekunden, dann steht der Motor still. Wir sehen uns stumm an. Die Maschine „schmiert“ ab und nähert sich mit größter Geschwindigkeit dem Meer. In letzter Sekunde gelingt es die Maschine abzufangen. Gerade noch 80 Meter über dem Meer. ...Nun merkt der Flugzeugführer, daß auch das Seitensteuers klemmt. Mit der Kraft seines ganzen Körpers stemmt er beide Füße gegen das Pedal des Seitensteuers.

Aber kommen wir so noch weiter? ...Die Brennstoffleitung eines Reservetanks ist durchschossen. Zwei andere Tanks sind noch heil. Aber die Brennstoffpumpe ist ausgefallen. Die Handpumpe wird probiert – zieht nicht, wird immer wieder probiert, auf einmal: Hurra! rufen wir, als wären wir gerettet. … Alles Entbehrliche, darunter Maschinengewehre und Munition, wird über Bord geworfen. Nun verrinnen die Minuten wie eine Ewigkeit. Kommen wir auch nach Deutschland? Haben wir den richtigen Kurs? Der größte Teil der Instrumente, darunter auch der Kompaß, ist ausgefallen. Mit einem Notkompaß muß weitergesteuert werden. ...Wieder rechnet der Bordwart auf seinem Block, ob der Brennstoff reicht. Um 23 Uhr müßten wir an die deutsche Küste kommen. Es ist bereits 23.15 Uhr. Immer noch keine Küste, kein Licht, nichts in Sicht. Eine Viertel- eine halbe Stunde vergeht, immer noch nichts.

… Da leuchten Scheinwerfer auf, und jetzt erkennen wir Helgoland, ja, wirklich, Helgoland. Erkennungssignal geschossen und weiter zur Küste. Sollen wir landen? Der Brennstoff geht zu Ende. Höher können wir nicht mehr fliegen, und mit unseren 80 Metern Höhe können wir nicht landeinwärts. Wenn wir nur das Watt erkennen könnten, dann müßten wir es eben riskieren. Ein Küstenscheinwerfer blendet auf. Erkennungssignal und Notsignal hinterher. Mit letzter Anstrengung wird dem Seitensteuer eine riesengroße Schleife abgetrotzt. Der Scheinwerferführer hat begriffen und rettet uns damit das Leben. Breit strahlt er das Watt vor dem Flugzeug, mit seinem Strahl vorauslaufend, an. 20 Meter Höhe und jetzt, jetzt wünscht sich jeder Hals- und Beinbruch: Hinein ins Watt. Einen tollen Schlag hat es gegeben, aber jetzt liegen wir mit der Maschine still. ...Fertig? Nein. Mit herbeigeeilten Mannschaften bergen wir bis zum Morgengrauen die brave Maschine...“

 

Der Auftraggeber wohnt nahe bei der Absturzstelle am Strand von Duhnen. Ein entsprechendes Diorama wird in 1:32/1:35 umgesetzt. Basis bildet dazu die He-111 von Revell, die schon fast vom Markt verschwunden ist und nur noch aus Privathand erhältlich ist.

Begonnen wird mit dem Basisdisplay, das bei dem Masstab eine Größe von 50x50cm braucht. Dabei wird ein Stück des Strands mit der Böschung und dem Anriss der Strandbefestigung aufgebaut.

Als Grundrahmen dient ein Acrylboden mit entsprechender Höhe, der später die "Wanne" für das Geissharz des Nordseewassers bildet. Darin eine Styrodureinlage, die mit transparenter Silikonabdichtung dicht abgeschlossen wird.

Auch das Stück Uferstraße kann mit Styrodur graviert und aufgebaut werden. Die Uferböschung in der Ecke bildet dabei eine natürlich obere Ebene.

Danach kann mit dem Rohbau der He-111 (hier eine P-Version) begonnen werden, Cockpiteinsatz, Schotten etc. werden fest eingeklebt. Die vielen Fenster beidseitig mit blauem Abdeckband gesichert.

Das Cockpit kann komplett fertig eingebaut werden, damit es dort stabil im Rumpf sitzt. Die Detailtiefe reicht für die vielen großen Fensterflächen der Bugsektion aus.

Das Cockpit muss vor dem Schliessen des Rumpfes fertig in Dunkelgrau koloriert werden. Die Details werden anschließend mit Emailfarben betont und mit Trockenbemalen hervorgehoben.

Am geschlossenen Rumpf werden der Einsatz für den oberen MG-Stand, Leitwerk und hinterer Radsporn mit eingefügt.

Auch der untere MG-Stand wird in geschlossenem Zustand für die Notlandung eingesetzt. Auch müssen die Fensterflächen entsprechend abgeklebt werden.

Motorengondeln und Tragflächen können komplett zusammen gebaut werden- natürlich mit geschlossenen Radschächten. Die Bombenhalterung in der Mitte des Rumpfes müssen eingebaut und farbig koloriert werden. Man sieht sie durch das Cockpit und die Tür zum Mittelteil.

Knifflig wird es nochmal beim Zusammenbau der beiden großen Baugruppen. Hier empfehle ich Flügelsektion und Rumpf nach Probepassung mit Sekundenkleber zu kleben, was die Abbindegeschwindigkeit und Festigkeit erhöht. Schließlich hat das Modell jetzt schon eine Spannweite von 57cm.

Dazu kann auch der Großteil der vorderen Cockpitverglasung angebracht werden. Sie müssen ja in die Tarnverläufe mit einbezogen werden. Nur einige wenige Glasteile bleiben für die Schlussmontage vorenthalten. Der Rumpf bekommt die Beschusschäden im hinteren Bereich und die vorderen Flügelkanten ein paar Beulen aus der Notlandung.

Das Rohmodell kann nun auf dem Display ausgerichtet werden und bekommt in der Styrdodurbasis Vertiefungen für die Motorgondeln, die sich in den "Strand" gebohrt haben. Man sieht hier den Überhang der Flügelspitzen über den Displayrand, was die gesamte Darstellung spannender macht.

Ein passendes Schlauchboot für die Ausstiegsszene ist auch schon fertig und "schwimmt" hinterher im Heckbereich der He-111.

Zwischendurch kann man sich einmal mit den verbogenen Luftschrauben und ihrem gelben Spinner beschäftigen. Beide tragen die Spuren der ruppigen Landung am Strand.

Nebem dem hellblauen Unterrumpf wird auf der He 111 oben die zweifarbige Splintertarnung angelegt. Sie ist sehr unregelmässig und verwischt die symmetrischen, plumpen Formen der Maschine wirkungsvoll. Darüber komt gleich eine glänzende Klarlackschicht, die die Basis für die Decals bildet. Man muss also bei der Anlage der Farben das Nachdunkeln durch die Klarlackschicht mit einberechnen.

Natürlich sind auch die Höhenruder mit dabei, die kann man aber erst bei der Schlussmontage anbringen. Die Splintertarnung zieht sich über den Rumpf und die Motorgondeln. Erst Farbmodulationen bringen Leben aufs Modell.

Bei der Base wurde die Strandpromenade farblich gestaltet und der Strandbereich mit feinem Sand und Dünenpflanzen belegt. Auch der Strandbereich bekommt in Richtung des ablaufenden Wassers Tiefe von Sandgelb bis Braun-Grün-Blau. Dies reicht, um dann eine Tiefenwirkung durch die 10mm Giessharz zu erzielen. Deutlich sind die Aussparungen für die Motorgondeln und das Heckstützrad zu sehen. So bekommt das Modell später den tiefen Schwerpunkt im "Sand".  Auch die Außenumrandung der Base wurde in Schwarz schon gespritzt. Hierbei wurden die durchsichtigen Acrylglasränder der Wasserfläche abgeklebt und nach dem Trocknen wieder freigelegt. So ist die Base fertig für die Aufnahme des Modells und das Ausgiessen mit Giessharz. Epoxid-Giessharz greift Styrodur nicht an, man kann also hier die Wanne z.b. in zwei Lagen füllen, trocknen, auffüllen trocknen., etc.

Nach der Basisfarbanlage und einer glänzenden Klarlackschicht kommen die Decals von Revell ans Modell. Dargestellt wird eine Maschine des KG 27 "Bölcke" aus Delmenhorst, was von der Region gut hinkommen könnte.

Danach folgt die Anlage der Lande- und Abgasspuren, auch wenn man davon später auf dem Diorama wohl nichts mehr sehen wird.

Hier kann man den Strukturen um die Motorgondeln und Schächten noch etwas mehr Tiefe geben. Und natürlich nicht vergessen, die Masken vor den Fensterflächen entfernen.

Auch die Oberseite hat nach dem Aufbringen der Decals, Mattieren, und Tiefen und Highighten mittels Airbrush anlegen, deutlich mehr Leben. Dazu kommen Abriebspuren an den Beschussschäden am Rumpf und Spuren der Wartungsmaate auf den Flügelholmen. Auch hier können nun die Fensterabdeckungen entfernt werden.

Das gegenläufige Muster der Splintertarnung und der Holmstrukturen lässt auch so ein großflächiges Modell interessant erscheinen. Jetzt geht es an die Schlussmontage.

Nach der Endmontage mit angesetzten Luftschrauben, geöffneten Luken und den Glaskuppeln ist am Modell viel los und zu entdecken. Die H-Kreuze fürs Leitwerk muss man als Zubehör beifügen, sie sind im Revell-Bausatz nicht vorhanden.

Die Ausstiegsluken vorne im Cockpit sind geöffnet, damit später hier die Crew die notgelandete Maschine verlassen kann.

Die Luftschrauben sind nun zur Landung entsprechend verbogen, MGs sind noch in den Waffenständen auf dem Rumpf und vorne.

Ein letzter Kontrollblick, Antenne gezogen, Flügelstaurohr befestigt, fertig fürs Diorama.

Das Modell wird nun auf der Base ausgerichtet und das "Bassin" mit Epoxid-Giessharz gefüllt. Das erfolgt in zwei Giesschichten von jeweils rund 600gr Harz und Härter. Dabei wird das Modell in der Wasserfläche eingebettet.

Während die ersten 10mm des Giessharzes durchhärten, widmen wir uns den Figuren. Für die Uferpromenade gibt es eine Dreiergruppe aus einem Luftwaffenoffizier, einem örtlichen Schupo und einem neugierigen HJ-Jugendlichen. Diese Gruppe kann man ruhig zusammen in 1:35 dafür nehmen. Sie wirkt damit etwas kleiner als die Figuren rund um die Maschine, was aber mit der Perspektive im Hintergrund durchaus Sinn macht. Die Figuren kommen von MiniArt und Border Models.

In 1:32, passend zur Maschine, die aussteigende Pilotengruppe (ein Besatzungsmitglied ist ja bekanntlich bei dem Rückflug durch Beschuss ums Leben gekommen). Sie kommen von MB Models und JP Models und passen so in und rund um die geöffneten Luken.

Im Heckbereich der Maschine dümpelt ein Schlauchboot mit einem Mechaniker, der sich an das Flugzeug heranzieht. Das Schlauchboot ist ein Resinguss von Verlinden.

Nachdem 90% Durchtrocknen der zweite Schicht Giessharz wird das Schlauchboot mit dem Mechaniker in die Schicht eingedrückt und platziert. Dazu werden aus transparentem Silikon feine Wellenkämme der aufkommende Flut parallel zum Strandverlauf aufgebracht und die kleinen Wellenkämme in Windrichtung gezupft. Zum Schluss finden die drei Besatzungsmitglieder rund um die Ausstiegluke vorne ihre Plätze.

Das Modell deckt nun schön den Übergang zwischen dem nassen und trockenen Element ab.

Nun folgt der Abgleich mit dem Originalbild, ob Proportionen und Perspektiven ähnlich sind. Natürlich kommt hier durch die weiteren Personen in der Szene das entsprechende "Story telling" mit dazu.

Man kann jetzt schön um die ganze Szene herumwandern, ein Display das sich auch für einen Drehteller eignet.

Verblüffend ist dabei die Größe der Maschine zu den Personen und auch der Unterschied in den Größen der Promenandengruppe zu der Besatzungsgruppe fällt nicht auf.

Durch die Haltung der Figurengruppe der Crew von unterschiedlichen Herstellern ergibt sich eine glaubhafte Ausstiegszene. Nach der Notlandung haben die Crewmitglieder relativ ruhig das Wrack verlassen.

Das kleine Schlauchboot und der winkende Mechaniker machen das Element Wasser im Diorama erlebarer.

Man kann hier richtig erahnen, wie die auflaufende Flut die berühmenten, leicht plätschernde Wellen übers Watt auf den Strand unter der Maschine drückt.

Die He 111 wirkt hier wie ein großer, gestrandeter Wal. Für die Erzählung der Szene sind hier die Schäden der Notlandung sehr wichtig.

Auch die Beschußschäden an Rumpf und Leitwerk sind nicht zu übersehen.

In der Summe sind dabei viele Details am Modell zu entdecken. Nicht nur die Größe des Modells in 1:32, sondern auch die Szene selber mit der richtigen Reihenfolge der Arbeitsschritte war hier die Herausforderung. Das Diorama wird im Juli nur wenige Kilometer von dem Originalschauplatz auf der Modellbauaustellung im Aeronauticum in Nordholz gezeigt. Hier macht es ja wirklich Sinn.